Immer wieder bekommt man zwangsläufig in der Öffentlichkeit, ob im Restaurant, der Kneipe, im Biergarten oder im Café Gespräche mit, in welchem sich Menschen darüber auslassen, dass die erwachsenen Kinder, die womöglich selbst eigene Kinder haben, den noch lebenden Elternteil ins Altersheim oder Seniorenheim abgeschoben haben. Dabei wird so abfällig darüber gesprochen, dass fast das Gefühl entsteht, als hätte man den Elternteil zum Schlachten auf den Schlachthof gebracht. Ebenso könnte man meinen, es handle sich bei der betroffenen Person um einen kriminellen Flüchtling, welcher nun des Landes verwiesen und abgeschoben wird.

Abgeschoben ins Seniorenheim
Wenn Väter und Mütter im Seniorenheim landen

Betroffene Familienangehörige können diese Äußerungen nicht mehr hören, denn wer selbst nicht in der Situation ist kann den Aufwand und die Belastung nicht nachvollziehen. Von früh am Morgen bis spät am Abend wird der eigene Elternteil gepflegt. Fast schon regelmäßig steht der Notarzt und Krankenwagen vor der Tür. Und die eigenen Kräfte, aber insbesondere das eigene Leben, die eigene Familie kommt zu kurz. In manchen Fällen ist es nicht des Geldes wegen, weshalb man diesen Aufwand und diese Belastung meistert, sondern weil es der eigene Vater, bzw. die eigene Mutter ist, denen man viel zu verdanken hat. Doch irgendwann ist der Akku leer und zwar so leer, dass man ihn mit einem freien Tag nicht wieder aufgeladen bekommt. Viele Familienangehörige unterschätzen den Pflegeaufwand und werden dadurch selbst zum Pflegefall.

In meinem privaten Umfeld gibt es eine Frau, die ihre Mutter und ihren Mann pflegte. Eine Frau, die keinen Pflegeberuf erlernt hat, sich aber dennoch gegenüber ihrem Mann und ihrer Mutter verpflichtet fühlte. Tagein, tagaus, ohne Pause, ohne Rast und Ruhe hat Sie sich um das Wohlbefinden ihrer Liebsten gekümmert. Doch hier kam der Notarzt nicht wegen der eigenen Mutter oder des Ehemannes, sondern wegen ihr selbst.

Die Einsicht kam mit dem Kreislaufzusammenbruch. Manchmal ist das Loslassen schwierig, doch von Nöten, um selbst nicht als Pflegefall zu enden.

Mut zum Loslassen

Sicherlich ist der Schritt, den eigenen Elternteil in ein Seniorenheim, Altenheim oder Pflegeheim zu geben, kein leichter. Doch sein eigenes Leben nicht aufgeben möchte, wer selbst nicht zum Pflegefall werden möchte, der muss sich dieser Situation auch stellen. Alten- & Seniorenheime, sowie Pflegeheime sind keineswegs Einrichtungen, in welche man die eigenen Eltern abschiebt. Denn regelmäßige Besuche, verknüpft mit Spaziergängen und Ausflügen sind auch weiterhin möglich. Auch an Feiertagen wie Weihnachten gibt es Möglichkeiten, dass der Vater oder die Mutter bei und mit der Familie feiert, statt im Seniorenheim. Und bekommen Sie tatsächlich mit, wie andere hinter ihrem Rücken über ihre Entscheidung lästern, dann setzen Sie sich zu wehr. Niemand hat das Recht Sie aufgrund dieser Entscheidung zu verurteilen, schon gar nicht zu äußern, dass Sie ihren Elternteil ins Heim abschieben. Solche Menschen sollte man nicht zu seinen Freunden zählen, denn Menschen, die einem vorwerfen, dass man den eigenen Elternteil ins Seniorenheim abschieben würde, haben keine Ahnung welch körperliche und psychische Belastung das Pflegen eines Elternteils mit sich bringt.

Als mein Opa an Demenz erkrankte, war anfangs der Pflegeaufwand noch recht überschaubar. Doch mit zunehmendem Gedächtnisverlust wurde es nicht nur schwerer, auch schwieriger. Meiner Mutter fiel die Entscheidung nicht leicht, doch aufgrund mehrerer Zwischenfälle war das Pflegeheim die einzig richtige Entscheidung.

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